Spätestens
seit Douglas Adams wissen wir, daß es eine Antwort auf die Große Frage
nach dem Leben, dem Universum und allem gibt - und damit einen Schlüssel
zur Schöpfung dieser Dinge. Wir kennen Sie, jene Antwort, die Großrechner
Deep Thought gegen den Widerstand der Philosophengewerkschaft ("Ich fordere, daß
wir nichts fordern!") nach nur siebeneinhalb Millionen Jahren errechnet hatte:
Sie lautet ZWEIUNDVIERZIG. Das Problem dabei ist - wie so oft - mangelnde Präzision
bei der Fragestellung. Die Große Frage nach dem Leben, dem Universum und
allem - wie lautet sie nun im Detail? Auch hier sind treue Douglas-Adams-Leser
der restlichen Menschheit ein Stück voraus. Sie wissen, daß Deep Thought
für die Suche nach der richtigen Frage einen noch größeren Computer
baute (er hieß Erde, oder so ähnlich). Dieser wurde fünf Minuten
vor Ablauf seines Zehn-Millionen-Jahre-Programms durch eine vogonische Baukolonne
zerstört, weil er einer neuen Hyperraum-Expreßroute im Weg war. Trotz
dieser etwas störenden Unterbrechung konnten Arthur Dent und sein extraterrestrischer
Freund Ford Perfect die Große Frage ausfindig machen - als von Affenhand
gelegten Scrabble-Satz: "Wieviel ist neun multipliziert mit sechs?" Woran weder Arthur Dent,
Ford Perfect noch Douglas Adams gedacht hatten: Die Suche nach der Großen
Antwort auf die Große Frage betreffs Leben, Universum und allem sowie die
anschließende Recherche nach der kompetenten Großen Frage selbst wurde
von einem körperlichen Computer ausgeführt, mochte er nun "Erde", "Thunfisch"
oder sonst wie heißen. Entsprechend gelten Antwort und Frage (bitte Reihenfolge
beachten!) auch nur für körperliche Welten wie den Planeten, den wir
Real World (RW) nennen. Für virtuelle Welten wie beispielsweise Dreamscape
treffen beide Elemente nicht zu. Sie zu finden, wäre Aufgabe eines virtuellen
Computers. Was also ist der Sinn des
virtuellen Lebens? Oder genauer gefragt: Wie lautet die Große Antwort auf
die Große Frage nach dem virtuellen Leben, dem virtuellen Universum und
allem sonstigen Virtuellem? Und, bitte, wie lautet die Große Frage selbst?
Richtig gestellt, meine ich. Irgendwie läuft die
Suche nach Antwort und Frage hier anders als in RW. Wenn in unserer körperlichen
Welt (heißt sie nicht zufällig auch Erde?) jemand behauptet, die Antwort
laute "42" und die Frage "Wieviel ist 6 mal 9?" so können wir das lustig
finden, oder faszinierend, oder abgrundtief blöde, aber wir können es
nicht eindeutig widerlegen. Wir können es nicht, weil wir nicht die Schöpfer
dieses Planeten sind und dem zu Folge für ein abschließendes Urteil
nicht über ausreichend fundiertes Insiderwissen verfügen. Vielleicht
ist die Schöpfung ganz einfach? Vielleicht ist jeder angehende Schöpfer
bereits im Anerkennungsjahrtausend in der Lage, ein Universum aus dem Nichts zu
zaubern, indem er laut "42!" ruft? Daß es in der virtuellen
Umgebung nicht ganz so einfach ist, können wir mit Bestimmtheit sagen, denn
virtuelle Welten sind ein Werk menschlichen Geistes. Auch, wenn wir an der Programmierung
nicht teilgenommen haben, selbst, wenn wir von Programmierung nicht die leiseste
Ahnung haben, kann jeder einzelne von uns wissenschaftlich nachweisen, daß
weder die Große Antwort, noch die Große Frage hier weiterhelfen. Jeder
kann den unumstößlichen Beweis in den eigenen vier Wänden durch
drei einfache Schritte nachvollziehen: Schritt 1: Computer
einschalten und davorsetzen. Es kann als allgemein gültige
Erkenntnis gelten, daß diese drei Schritte nicht zur Entstehung einer virtuellen
Welt führen. Das funktioniert ganz anders hier. Aber wie? Was ist nun der
Sinn meines virtuellen Lebens? 29? Reife Avocados? é-%'##2? Und die Frage?
Wie lautet die Frage? Wenn ich im Rahmen meiner
körperlichen Existenz im fahrenden Auto meinen Palmtop-Computer auf der Mittelkonsole
balanciere, um mit meinem Gesprächspartner am Handy einen Termin zu vereinbaren,
mich dabei geschickt zur Seite wende, um das Funktelefon vor den Polizisten im
Streifenwagen nebenan zu verbergen - ohne dabei den Motorradfahrer vor mir in
das kleine Straßencafé gegenüber zu katapultieren, drängt
sich mir hin und wieder die Frage auf, ob ich mit dieser Art der Lebensgestaltung
mehr Sinnfälligkeit entwickle als beispielsweise Nachbars Katze, die zwischen
absolvierter Mäusejagd und anstehender Nachtwanderung kurz bei mir auf ein
Schälchen Trockenfutter und ein paar Streicheleinheiten vorbeischaut. Was
ist so unwahrscheinlich sinnvoll daran, Höhle, Futter und Weibchen auf unglaublich
komplexen, hochtechnisierten, hochzivilisierten Um-, Neben- und Irrwegen zu erlangen?
Der Schöpfer (42?) hat mich in meiner Eigenschaft als Mensch gegenüber
den anderen Lebewesen auf diesem Planeten erhöht, indem er mir die einzigartige
Gabe des selbsterkennenden Geistes verliehen hat. Ich bin in der Lage, mein Ich
zu definieren, mein Tun und Denken zu reflektieren und kreativ tätig zu sein.
Tolle Sache. Nur - wo ist der Sinn? Am Ende bin ich genau so tot wie der Rauhhaardackel,
den ich bei meinen Fahrmanövern fast übersehen hätte. Der Sinn, du Trottel - sagt
der Klerus - liegt im Leben nach dem Tod. Bist du auf Erden ein guter Junge, ist
dir die ewige Glückseligkeit sicher. Versprochen. Nun, ich muss sagen, das
motiviert irgendwie. Die Sinnfrage erhält auch neue Nahrung - ganz ohne "42"
und "Wieviel ist 6 mal 9?". Zumindest war es bei mir eine lange Zeit so - bis
ich auf eine für mich sehr unangenehme Folgefrage stieß: Welchen Sinn
hat die ewige Glückseligkeit? Zurück in die Virtualität.
In Dreamscape - wo mein körperloser Hauptwohnsitz ist - wie auch auf den
anderen virtuellen Welten, die ich besuche, konnte ich bisher weder eine vernünftige
Große Antwort noch eine ebensolche Große Frage finden. Aber etwas
anderes habe ich entdeckt: Entgegen meiner körperlichen Existenz, in der
mich die Sinnfrage immer wieder anspringt, bin ich im virtuellen Leben von der
Suche nach dem Warum völlig unbelastet. Damit habe ich - ganz unbeabsichtigt
- höchstwahrscheinlich die Große Antwort auf die Große Frage
nach dem virtuellen Leben, dem virtuellen Universum und allem sonstigen Virtuellen
gefunden. Sie heißt: "Mir egal." Die Große Frage möge
dann meinetwegen "Sind Gehirnzellen dumm?" lauten. Eure
Meinung? Euer Kommentar? Eure Anregungen?
Schritt 2: "42!" rufen.
Schritt 3: "Wieviel ist sechs multipliziert
mit neun?" fragen.
Von CyberJack IV - ne
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