Im Netz der Träume Dreamweaver 1.2 von Macromedia im Test von CyberJack IV Für gut englisch sprechende Webentwickler geht mit Dreamweaver die Sonne auf. Spätestens nach der ersten Minute, wenn man mit Hilfe des Tutorials eine astreine DHTML-Animation auf den Bildschirm gezaubert hat - ohne eine Zeile Code geschrieben zu haben wohlgemerkt - weiß man, daß den Macromedia-Entwicklern ein großer Wurf gelungen ist. Die
Fühlungnahme mit Dreamweaver ist eine Serie von Aha-Effekten. FrontPage-Geschädigte,
die ihren extern erzeugten Code nach dem Öffnen unter dem Microsoft-Autorentool
nicht mehr wiedererkennen, werden die Dreamwave-Programmierer nach dem ersten
gleichartigen Vorgang ab spofort in ihr Abendgebet einschließen. Denn Dreamweaver
brilliert durch eine konsequent durchgehaltene "Nur-wenn-du-willst"-Strategie.
Wenn du willst, optimiert das Programm deinen Code, sonst läßt es ihn unberührt.
Wenn du willst, hilft es dir mit einer Unmenge von Assistenten bei der Entwicklung,
sonst kannst du auch alles alleine machen. | ||||
Perfekt ist die Dateiorganisation von Dreamweaver gelöst: Ausgenommen komplexer Framekonstruktionen kann jede entstehende Webseite ohne Zwischenspeichern im externen Browser der eigenen Wahl angezeigt werden: Dreamweaver erzeugt einfach eine temporäre Datei und erntfernt diese brav wieder beim Schließen des Dokuments oder beim Beenden der Programmsitzung. Ebenso fürsorglich geht das Programm mit Links um: Sind projektinterne Verweise enthalten, ersetzt das Tool sie bei der Entwicklung mit dem zugehörigen Pfad innerhalb der Entwicklungsumgebung. In der endgültigen Fassung stehen dann die korrekten Verweise, die auf dem Server gelten. Buchstäblich nachempfinden kann man die durchwachten Nächte der Entwickler angesichts des anhaltenden Kindergartenkriegs der beiden führenden Browserhersteller um Normen und Technologien. Was Macromedia hier geleistet hat, sollte den beiden Streithähnen als mahnendes Vorbild gelten und sie in Zukunft für eine gemeinsame Browsernorm an einen Tisch bringen. Bei allen Objekten, Eigenschaften und Methoden, die von den beiden Browsern unterschiedlich behandelt werden, läßt sich für die Entwicklung die Systemreichweite bestimmen. Der Webdesigner kann festlegen, für welche Browsertypen und für welche Versionsnummern die Webseite funktionieren soll. Nur die Ereignisse und Methoden werden angeboten, die in den gewünschten Browsern den gewollten Effekt erzielen. Es versteht sich von selbst, daß die Auswahl umso enger wird, je mehr Browserversionen den Inhalt korrekt anzeigen sollen. Die Arbeit mit Dreamweaver ist nach einer kurzen Einarbeitungsphase ein reines Vergnügen. Die Entwickler haben dem Programm mehr Usability mitgegeben als das Microsoft auch nach angeblich riesengroßen Anwendertestphasen gelingt. Da glücklicherweise auch auf "Programmintelligenz" verzichtet wird, die den fruchtlosen Versuch unternimmt, sich an das ständig wechselnde Anwenderverhalten anzupassen, kann der Entwickler seine Umgebung präszise auf seine Erfordernissen einstellen und sie stabil verfügbar halten. Der Start von Dreamweaver zaubert eine ausgeklügelte Arbeitsumgebung auf den Bildschirm. Im Hauptfenster erscheint die WYSIWYG-Anzeige des Dokuments. Frei verschiebbare Fenster und eine handliche Toolbar um unteren Rand des Arbeitsfensters enhalten die wichtigsten Werkzeuge. Text läßt sich wie in einer normalen Textverarbeitung bearbeiten und formatieren. In der Statuszeile um unteren Rand des Arbeitsfensters erscheinen die Tags, die dem marktierten Text oder dem Text an Cursoposition zugeordnet sind. Ein Klick auf das Tag markiert im Arbeitsfenster die Textpassage, die es umschließt. Eines
der frei verschiebbaren Toolfenster enthält die Objektpalette. Von hier aus kann
man mit einem Mausklick Bilder, Tabellen, Trennlinien, Layer, Applets, ActiveX-Komponenten,
Plug-Ins, Flash- und Shockwave-Movies integrieren. | ||||
Um die vorher erwähnte DHTML-Animation zu erzeugen, sind vier Schritte erforderlich:
Erzeugen eines Layers durch Klick auf das ensprechende Symbol in der Objektpalette
und Ziehen des gewünschen Bereichs im Arbeitsfenster (10 Sekunden), Einfügen eines
Bilds wie vorhin beschrieben (10 Sekunden), Aufruf des Timeline-Inspektors und
Zug des markierten Layers in dessen Arbeitsbereich (10 Sekunden), Definition von
Anfang- und Endpunkt der Animation durch zwei Mausklicks und zwei Mauszüge (20
Sekunden). Fast genauso einfach sind alle weiteren Schritte zur Verfeinerung der
Animation: Gewundene Bewegungspfade, Anpassung von Framezahl und Widergabegeschwindigkeit
sowie Festlegung von Autoplay und Loop sind durch Eintragungen im Timeline-Inspektor
mühelos zu bewerkstelligen. Die perfekte Versionsüberwachung von Dreamweaver zeigt
sich, wenn man versucht, der Animation auch eine fließende Größenveränderung des
bewegten Objektes zuzuordnen: Ein Warnfenster informiert den geplagten Entwickler
über die traurige Tatsache, daß dieser Effekt nur vom Internet Explorer ab 4.0
unterstützt wird, während sich Netscape 4.0 hier bockig zeigt. | ||||
Um eingebettete Frames zu erzeugen, ist der Aufruf des Frame-Inspektors erforderlich. Hier markiert man den gewünschten Rahmen durch einfaches Anklicken und zieht dann im Arbeitsfenster in bekannter Weise die neuen Rahmen in den Bereich. Das bietet auch den Anlaß zum einzigen Kritikpunkt bei der Frame-Erzeugung: Es wäre praktisch, eingebettete Frames auch durch Anklicken des Wunschbereichs im Eigenschaftsinspektor erzeugen zu können, das wird jedoch leider nicht unterstützt. Da der Frame-Inspektor aber für zahlreiche weitere Feineinstellungen des Framesets benötigt wird und daher in der Regel ohnehin aufgrufen wird, ist der Schaden nicht allzu groß. Mit Hilfe des Frame-Inspektors sind alle Kriterien des Framesets bis ins kleinste Detail ohne eine einzige selbstgeschriebene Codezeile einstellbar: Name des Bereichs, Scroll-, Rezise- und Bordereigenschaften, MarginWidth und MarginHeight sowie die mit dem Rahmen verbundene Datei sind durch entsprechende Einträge schnell realisiert. Mühelos
vollzieht sich auch die Zuordnung von JavaScript-Eigenschaften zu Objekten wie
Bildern oder Formularelementen - ohne eine Zeile JavaScript-Code schreiben zu
müssen. Auch hier schafft wieder ein Inspektor Ordnung, dieses Mal der Objektverhalten-Inspektor.
Er beinhaltet auch eines der wirksamsten Hilfsmittel für leidgeprüfte Entwickler,
die ihre Projekte für mehrere Browsertypen und Browsergenerationen optimieren
müssen: Die linke Seite des Inspektors präsentiert in einer Auswahlliste die für
das Objekt verfügbaren Ereignisse und Methoden - säuberlich gefiltert nach
dem Browser oder der Browsergruppe, für die das Projekt geschrieben wird. In der
vorliegenden Version von Dreamweaver kann man folgende Filter wählen: 3.0- und
4.0-Browser, nur 4.0 Browser, nur IE 3.0, nur IE 4.0, nur Netscape 3.0, nur Netscape
4.0. Damit dürfte jedes zeitgemäße Szenario abgedeckt sein. | ||||
Dreamweaver stellt ohne Übertreibung einen Quantensprung bei den Webautorentools dar. Vor allem der schonende und platzsparende Umgang mit vorhandenem und neu erzeugtem Code, die kompromißlos anwenderfreundliche Bedienung, die liebevoll gestalteten Hilfsmittel für die Browserkompatibilitätskontrolle, aber auch eine Menge weiterer Funktionen und Eigenschaften, die in diesem Überblick nicht berücksichtigt werden konnten, machen das Programm zum State-of-the-art-Instrument auch für anspruchsvollste Webprojekte. Kleine Schwächen beeinträchtigen das Bild nur unwesentlich: In einigen Sondersituationen bietet das WYSIWYG-Fenster nicht die wirklichkeitsgerechte Darstellung, so zum Beispiel bei der Ausrichtung von Tabellen im Fenster. Allerdings - irgend etwas sollte ja schließlich noch für Verbesserungen in der Folgeversion übrigbleiben.
Daten Produkt: Hersteller: Sytemvoraussetzungen
PC: Positiv: Negativ: | ||||
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