WENNDERTODSTIRBT
Ein Interview mit Genforscher Dr. Michael Fossel _________ von
Nexo of Kystone Wäre
das Interview mit Dr. Fossel in der körperlichen Welt abgelaufen, hätte
der Artikel ungefähr so beginnen müssen: "Ein
Hauch von Unsterblichkeit wehte durch den Raum, als ich zum ersten Mal Dr. Michael
Fossel gegenübersaß, denn Dr. Fossel beschäftigt sich mit nicht
mehr und nicht weniger als der Beseitigung des Alterns." Doch
der Wissenschaftler besuchte mich in meinem virtuellen Heim - und hier ist die
ewige Jugend keine utopische Vision. Damit verliert die Einleitung irgendwie an
Substanz. Also
noch einmal von vorne: Ein
Hauch von Hoffnung wehte durch den Raum, als ich zum ersten Mal Dr. Michael Fossel
gegenübersaß. Hoffnung nicht für mich - aber für meinen User
und seine Schicksalsgenossen, denn Dr. Fossel beschäftigt sich mit nicht
mehr und nicht weniger als der Beseitigung des Alterns.
Besser.
Das trifft es. Dr. Fossel ist kein üblicher Nutzer virtueller Welten, daher
tritt er in diesem Interview mit dem Namen seiner körperlichen Existenz auf.
Nur für dieses Interview tauchte er kurzzeitig in die virtuelle Ebene ein
und sandte einen Avatar aus, um mich für das Interview zu treffen. Dennoch
ist Fossel kein Fremdkörper im virtuellen Universum. Seiner Überzeugung
nach werden Bewohner des materiellen Universums schon in zwei Jahrzehnten eine
Hauptfähigkeit ihrer virtuellen Stellvertreter annehmen: nicht mehr zu altern.
_________________________________________________________________ Nexo
Michael,
was wird Ihre Familie dazu sagen, wenn Sie nach Marktreife der Telomerasetherapie
diese an sich anwenden und alle überleben? Werden Sie Therapie überhaupt
selbst anwenden? _________________________________________________________________ Fossel
Wenn
die Telomerasetherapie bereits heute öffentlich verfügbar wäre,
würde ich - mit 47 noch realtiv jung - ruhig abwarten und beobachten, wie
sie funktioniert. In zehn Jahren sähe die Sache schon anders aus: Dann würde
ich nicht mehr so lange warten. Meine Familie sieht das wie ich. Wir würden
die Telomerasetherapie gemeinsam anwenden - und zwar weder als die ersten noch
als die letzten. Wenn jemand - selbst jemand, den ich liebe - entscheidet, sich
keiner Telomerasetherapie zu unterziehen, würde mir das zwar Kummer bereiten,
aber ich würde dennoch sein Recht verteidigen, selbst über sein Leben
zu entscheiden. Wie kann irgend jemand glauben, er wisse, was "richtig"
ist? Selbstüberschätzung ist die größte Sünde des Menschen. _________________________________________________________________ Nexo
Sind
diese Überlegungen nicht obsolet? Bis Telomerase verfügbar ist, sind
mein User und Sie sicher tot. _________________________________________________________________ Fossel
Wenn
keine unvorhergesehenen Ereignisse eintreten, ist das nicht der Fall. Telomerasetherapie
wird innerhalb der nächsten zwei jahrzehnte realisiert werden. _________________________________________________________________ Nexo
So bald? _________________________________________________________________ Fossel
Allerdings. _________________________________________________________________ Nexo
Wie
es sich mir darstellt, steckt hinter der rasch anwachsenden Faszination an der
virtuellen Existenz eine unterbewußte Sehnsucht nach einem idealisierten
Leben, der Traum vom verlorenen Paradies, frei von Verantwortung, Pflicht, Risiko
und Gefahr. Und hinter all dem scheint es eine vage Reflektion von Unsterblichkeit
zu geben - ähnlich der Unsterblichkeit digitaler Wesen, wenn man bereit ist,
Lebenstheorien zahlreicher Quellen zu adaptieren - von Antii Revonsuo bis zurück
zu Aristoteles. _________________________________________________________________ Fossel
Virtuelle
Realität ist eine der drei großen Revolutionen, die derzeit fortschreiten.
Die anderen zwei sind die unbegrenzte Erweiterung der menschlichen Lebensspanne
und genetische Manipulation. _________________________________________________________________ Nexo
Sind
virtuelle Gemeinschaften ein Bild des Kommenden, angesichts der Vision, daß
die menschliche Lebensspanne sich nach und nach der Unsterblichkeit annähert? _________________________________________________________________ Fossel
Sicher,
wenn auch noch mit Einschränkungen. Die derzeitige Ausprägung des Internet
verhält sich zur künftigen virtuellen Gemeinschaft wie eine Höhle
zu Bill Gate's neuem Haus. _________________________________________________________________ Nexo
Ich
meinte das etwas anders. Die wachsende Akzeptanz virtuellen Lebens ist eine Art
"Erinnerung an die Zukunft", ein tief verwurzeltes Verlangen nach Unendlichkeit
der eigenen Existenz. Diese intuitive Sehnsucht ist unabhängig von den tatsächlichen
Möglichkeiten zu ihrer Realisation - so wie der Traum vom Fliegen angesichts
donnernder und stinkender Düsenflugzeuge. _________________________________________________________________ Fossel
Ja. Das erinnert mich an Arthur C. Clarke's "Childhood's End". _________________________________________________________________ Nexo
Michael,
was halten Sie von folgender Theorie: Der Alterungsprozeß vollzieht sich
im Körper erheblich schneller als im Geist. Während der Körper
seine volle Reife nach etwa 25 Jahren erreicht, benötigt der Geist erheblich
mehr Zeit - vielleicht 100 Jahre - um auszureifen. Demgemäß sterben
die meisten von uns als Kinder. Die Theorie scheint sich zu bestätigen, wenn
man die Methoden der Konflikbewältigung unter sogenannten Erwachsenen betrachtet. _________________________________________________________________ Fossel
Wir
benötigen drei Dinge, um geistige oder psychologische Reife zu erringen:
Zeit, Erfahrung und Motivation. Haben wir die Erfahrung, aber es fehlt uns an
der Motivation zu lernen, werden wir nicht wachsen. Was wir brauchen, ist die
NOTWENDIGKEIT, auf unsere Erfahrungen zu hören und von ihnen zu lernen. Doch
wenn wir früh sterben, also mit etwa 75 Jahren, spielt all das keine Rolle.
Wir brauchen Zeit, um von unserem eigenen Leben zu lernen, die Erfahrung, von
denen wir lernen können, und einen Grund, warum wir lernen sollten. _________________________________________________________________ Nexo
Viel Zeit zu haben, kann aber auch zu Sorglosigkeit führen. _________________________________________________________________ Fossel
Hin
und wieder überfällt mich die Befürchtung, wir könnten eine
uns geschenkte Lebensspanne von - sagen wir - 500 Jahren durch eine überzivilisierte,
verhätschelte Lebensweise mißbrauchen. Das Leben wäre so leicht,
daß wir naiv, gedankenlos und gleichgültig bleiben. Aber diese Dinge
geschehen auch jetzt, sogar während unserer kurzen Lebensspanne. Ein verlängertes
Leben erhöht unsere Chancen, Weisheit und Tiefe zu erlangen. Eine Lebensspanne
über mehrere hundert Jahre ist unsere größte Chance, um letztendlich
einen Hauch wahrer Zivilisation zu gewinnen. _________________________________________________________________ Nexo
Fluch und Segen. Schlagen da zwei Herzen in Ihrer Brust? _________________________________________________________________ Fossel
These,
Antithese, Synthese. Ich habe - berechtigte? - Befürchtungen, ich bin ein
Optimist, oder vielleicht ein Realist. Einige werden naiv bleiben - ungeachtet
ihrer Lebensspanne - andere werden Weisheit erlangen - so wie einige es bereits
heute innerhalb ihrer kurzen Lebensspanne tun. _________________________________________________________________ Nexo
Weil
wir gerade von Lebensspannen reden: Wie alt können wir werden? 100 Jahre?
500 Jahre? 1000 Jahre? Irgendwie weckt diese Frage in mir die Assoziation mit
der oben offenen Richterskala ... _________________________________________________________________ Fossel
Das
werde ich oft gefragt. Würde ich antworten: "Ein Jahr länger",
erntete ich gelangweiltes Gähnen. Sage ich "1000 Jahre", erzeuge
ich Gelächter. Lachen ist gut für unsere Seelen. Wir können potentiell
unbegrenzt lange leben, weit über 1000 Jahre hinaus. Lebe und du wirst sehen. _________________________________________________________________ Nexo
Es
gibt also kein wirkliches Hindernis für unbegrenzte Lebensspannen. Glauben
Sie an die Unsterblichkeit des menschlichen Organismus? _________________________________________________________________ Fossel
Unsterblichkeit
gibt es nicht, aber ebenso muß es das Altern nicht geben. Wenn Sie unter
Unsterblichkeit die Unfähigkeit zu sterben verstehen, gilt der erste Satzteil.
Wenn Sie unter Unsterblichkeit eine unbegrenzte Lebensspanne verstehen, nur begrenzt
von stochastischen Risiken, dann trifft der zweite Satzteil zu. Was wir erreichen
können, ist die sogenannte "biologische Unsterblichkeit", nicht
die absolute Unsterblichkeit. Man kann immer noch Selbstmord begehen, an einer
Seuche, im Krieg, vor Hunger, durch ein Trauma oder an unzähligen anderen
Todesarten sterben. Es gibt keine Notwendigkeit, an Altersschwäche zu sterben. _________________________________________________________________ Nexo
Ist
das Ihre wirkliche Ansicht, oder möchten Sie nur nicht das gewaltigste Tabu
der menschlichen Existenz brechen? _________________________________________________________________ Fossel
Ich
glaube nicht, daß Unsterblichkeit das gewaltigste Tabu ist. Im Gegenteil:
Sie ist ein beständiger Wunsch, der sich durch die gesamte menschliche Geschichte
erstreckt, aber "mit zwei Herzen". Die Geschichte von der verbotenen
Frucht gehört hierher, doch eben diese Frucht wird heute noch als heilige
Suche hochgehalten. Das Epos des Gilgamesch, der Mythos von Tithonos, der biblische
Lazarus, der ewige Jude, die vorsintflutlichen Patriarchen, Oscar Wilde's "Bildnis
des Dorian Gray", Marco Polo's indische Yogi Asketen, der Brunnen von Ponce
de Leon, Voltaire's alter Mann in El Dorado, Hugh Lofting's Otho Bludge, Robert
Heinlein's Lazarus Long, Larry Niven's "Boosterspice" - sie alle sprechen
zu diesen "zwei Herzen". Es ist kein Tabu. Es ist nur die Angst, enttäuscht
zu werden, so wie Aurora und Tithonos, so wie Gilgamesch, und so wie Dorian Gray.
In dieser Angelegenheit sind unsere sozialen Strukturen nicht festgefügt:
Wir bestrafen Versagen, wir fürchten die Bestrafung - und doch träumen
wir und vertrauen unseren Träumen. So, wie beispielsweise Sie. _________________________________________________________________ Nexo
Das
Tabu gilt nicht für Menschen, die wie Sie und ich fühlen und denken.
Doch es gibt mächtige Tabuwächter - nehmen wir beispielsweise den Papst.
Mit Ihrem Modell der Unsterblichkeit entziehen Sie ihm buchstäblich die Geschäftsgrundlage,
besonders, wenn Sie beweisen, daß Unsterblichkeit wirklich kommen wird.
Meiner Ansicht nach ist es sehr wahrscheinlich, daß sie seinen Bedenken
ausgesetzt sein werden. Was werden Sie ihm antworten? _________________________________________________________________ Fossel
Sie
würden sich wundern. Meiner Meinung nach befindet sich der Papst in Übereinstimmung
mit der Telomerasetherapie, um die Kranken zu heilen und das Leiden zu verbannen
- welcher Papst könnte dem widersprechen? Oder aber er sieht seine Interessen
orthogonal zur Telomerasetherapie - was um Himmels Willen hat Lebensspanne mit
Sünde zu tun? Ich wage jede Wette: Er und die Vertreter aller anderen führenden
Weltreligionen werden sich nicht gegen die Telomerasetherapie stellen. _________________________________________________________________ Nexo
Kommen
wir zurück auf Ihre Sicht der Unsterblichkeit. Vielleicht ist das ein Zweiklasseneffekt:
Die Risiken und Gefahren, die einer unbegrenzten Lebensspanne entgegenstehen -
vom Selbstmord über den Krieg bis zum Trauma - mag auf einen wesentlichen
Teil der Gesellschaft zutreffen. Doch einige könnten vielleicht ein Gehirn-Backup
- oder sogar ein Persönlichkeits-Backup - von sich angefertigt haben. Sie
könnten nach einem Unfall vielleicht genetisch rekonstruiert werden. Vielleicht
könnten sie sogar einen Meteoreinschlag oder die Implosion der Sonne überstehen
- dann nämlich, wenn sie ihr Backup - oder ihre Backups - irgendwo anders
im Universum stationiert haben. Vielleicht haben diese Personen den Rekonstrukteur
angewiesen, sie nach einem Selbstmord auch gegen ihren eigenen Willen zu rekonstruieren
- aus religiösen Gründen zum Beispiel. Würden Sie nicht auch zustimmen,
daß auf diese Menschen der Begriff der absoluten Unsterblichkeit zutrifft,
und nicht nur die biologische? _________________________________________________________________ Fossel
Unsterblichkeit
läßt mich an die griechischen Tragöden und ihre Meinung zur Definition
eines glücklichen Lebens denken: "Nenne niemanden glücklich, bevor
er seinen letzten Atemzug getan hat." In anderen Worten: Absolute Unsterblichkeit
ist wie das Zählen bis Unendlich: Man kommt nie an. Wollen wir Unsterblichkeit
in etwas griffigeren Begriffen umschreiben, tun wir das durch negative Voraussetzungen:
1. Du alterst nicht. 2. Du stirbst nicht an derzeit bekannten Infektionen. 3.
Man kann dich nach einigen, genau definierten Formen von Trauma genetisch rekonstruieren,
danach deine Persönlichkeit in dein Gehirn zurückschreiben, und so weiter.
Das wäre eine etwas konkretere Form Ihres Vorschlags. Kurz: "Absolute"
Unsterblichkeit per definitionem ist nicht erreichbar, aber wir können eingeschränkte
Formen verlängerter, gesunder Lebensspannen unter bestimmten Bedingungen
als "unsterblich" definieren: Man kann bei einem nuklearen Schlag sterben,
nicht aber an Tollwut oder Altersschwäche. Nächste Stufe: Man kann sterben,
wenn der Kern der Galaxie explodiert, nicht aber an einem nuklearen Schlag (weil
wir ja Kopien von uns in anderen galaktischen Regionen aufbewahrt haben). Nächste
Stufe: Man kann sterben, weil das Universum endet, nicht aber, wenn der Kern der
Galaxie explodiert - und immer so weiter. _________________________________________________________________ Nexo
Die
darauf folgende Stufe würde mich interessieren - aber lassen wir das. Kommen
wir lieber wieder zurück auf die Erde. Lange Lebensspannen werden zweifellos
drastische Auswirkungen haben. Zum Beispiel: Das System der Sozialversicherungen,
wie wir es heute kennen, dürfte sich selbst erledigen. Glauben Sie, das alles
kann gemeistert werden? _________________________________________________________________ Fossel
Die
sozialen Auswirkungen werden tief, durchdringend und ohne Präzendenzfall
sein. Die Sozialversicherung läßt sich auf dramtische Weise überarbeiten,
um mit Steuereinnahmen, Lebensspannen und einem - wenn auch begrenzten - Ruhestand
in Einklang gebracht zu werden - jedoch NUR, wenn wir bestimmte Variablen genau
vorraussagen können. In Japan, Amerika, Deutschland und den meisten anderen
entwickelten Ländern ist das derzeit größte Hindernis für
ein gesundes Sozialversicherungssystem politisch fundiert: Die Zahlen würden
schon stimmen, aber die Wähler mögen sie nicht. Nach der Ankunft der
Telomerasetherapie wird alles anders: Lebensspannen können nicht mehr vorausgesagt
werden, ebenso der Anteil der gesunden Lebensjahre, die Länge des Ruhestandsabschnitts,
Behinderungen, und so weiter. Diese und andere Variablen sind wesentlich für
fiskalische und demographische Projektionen, wie wir sie für die Konstruktion
eines lebensfähigen Sozialversicherungssystems brauchen. Auf lange Sicht
werden wir ein solches Sytem auf die Beine bringen, aber in der Übergangszeit
droht das Chaos. _________________________________________________________________ Nexo
Sprechen
wir einmal über das Thema Überbevölkerung. Ausgehend von der Annahme,
das die sexuelle Reife so früh einesetzt wie heute und die Familien entsprechend
mehr Kinder haben: Wird es nicht viel mehr Menschen geben, die unseren Planeten
gleichzeitig bewohnen? _________________________________________________________________ Fossel
Die
Bevölkerung wird wachsen. Es gibt eine Anzahl von Variablen - auch hier größtenteils
noch unbekannt - die uns sagen könnten, wann, und in welchen Ländern.
Darin enthalten sind Indikatoren für die Wechseljahre, den Trendwechsel zu
weniger Kindern pro Frau, Lebensspanne, Anstieg der Lebensdauer pro Altersgruppe
und etwa ein Duzend weitere Faktoren. Merkwürdigerweise lauten die sich daraus
ergebenden Antworten wie die heutigen, obwohl sich die Variablen ändern -
wenn sich nicht andere führende historische Trends umkehren. Im Endeffekt
hängen die Antworten auf die offenen Fragen überwiegend von einer einzigen
Variablen ab: der Lebensverlängerung. Die einfache Regel - ich nenne sie
"Fossel's Faustregel" - ist, grob gesehen, immer noch korrekt: doppelte
Lebensspanne gleich doppelter Weltbevölkerung. Diese Richtlinie berücksichtigt
allerdings nicht Einflüsse aus neu hinzugekommenen Veränderungen der
Geburtenrate, die Auswirkungen von Einwanderungsströmen und die Langzeitauswirkungen
demographischer Übergänge, die die Bevölkerungszahlen immer wieder
abzusenken scheinen. Die Frage ist dabei nur: wann und in welchem Maß? Wie
auch immer - die Regel bleibt bestehen: Die Bevölkerung wächst proportional
zur Lebensspanne. _________________________________________________________________ Nexo
Möglicherwiese
ist das Problem gar nicht so virulent. Wenigstens in der nächsten Generation
- sagen wir 500 Jahre? - wird langes Leben wohl das Reservat der Priviligierten
sein. Sehen Sie das Entstehen einer neune sozialen Klasse, und damit einhergehend
neuen Klassenneid, oder sogar Klassenkampf? Oder wird sich der neue Kinflikt eher
als Diskriminierung oder Angst vor dem Unbekannten darstellen, so wie bei Lilliputanern
oder siamesischen Zwillingen? _________________________________________________________________ Fossel
Da
bin ich völlig anderer Meinung. Telomerasetherpaie und die daraus folgende
gesunde Langlebigkeit wird NICHT das exklusive Recht der Priviligierten sein.
Die Gründe für diese Behauptung - wie auch für alle bisherigen
Antworten - beschreibe ich detailliert in meinem nächsten Buch. Grundsätzlich
gesagt: Innerhalb einzelner Länder wird es keine Ungleichheiten beim Zugang
zur Telomerasetherapie geben. Dagegen gibt es Unterschiede zwischen entwickelten
und unterentwickelten Ländern. Letzteres wird sicherlich erhöhte soziale
Spannungen erzeugen und - auf indirekte Weise - zu verstärktem Terrorismus
und politischem Streit führen. Innerhalb der einzelnen Länder jedoch
werden drei Faktoren solche Konfliktlagen verhindern: schnell amortisierte Kosten
bei hoher Gewichtung von Forschung und Entwicklung, Verfügbarkeit auf dem
schwarzen Markt und gesetzliche Beschränkungen auf Monopolprofite. Das Thema
ist zu komplex, um es in diesem Intneview angemessen behandeln zu können,
aber das Argument steht auf gesunden Füßen. _________________________________________________________________ Nexo
Also
werden wir in dieser Sache auf Ihr Buch warten müssen. Wann kommt es heraus? _________________________________________________________________ Fossel
Das
steht noch nicht fest. Derzeit stehe ich in Verhandlungen mit mehrern Verlagen.
Der voraussichtliche Termin ist Anfang 2000. _________________________________________________________________ Nexo
Erzählen Sie mehr darüber. _________________________________________________________________ Fossel
Der
Arbeitstitel lautet "Unsterblichkeit: Die Ankunft der Zivilisation".
Das Buch befaßt sich mit der Geschichte von Unsterblichkeitsmythen, beschreibt
den Stand der aktuellen Forschung und Telomerasetherapie und geht dann auf die
Auswirkungen ein, einschließlich Bevölkerungsfragen, ökonomischer
und sozialer Veränderungen, ethischer und religiöser Aspekte und der
allgemeinen Effekte auf Zivilisation und Menscheit. _________________________________________________________________ Nexo
Vielen Dank für das Gespräch, Michael. _________________________________________________________________ Fossel
Es war mir ein Vergnügen, Nexo. Darf ich jetzt wieder materialisieren?
Michael
B. Fossel, PhD, MD, Abschlüsse in Neurobiologie und Medizin der Stanford
Universität in Standford, Kalifornien, ist Chefredakteur der Zeitschrift
"Journal of Anti-Aging Medicine" und beratender Arzt am St. Mary's Hospital
in Ada, Michigan. Gleichzeitig ist Fossel klinischer Professor an der Michigan
State University. Lehrtätigkeit übte er aus an der Grand Valley State
University in Allendale (Michigan), an der Stanford University Medical School
in Stanford (Kalifornien), dem Foothill College in Los Altos Hills (Kalifornien)
sowie DeAnza College in Cupertino (Kalifornien). Fossel ist Mitglied zahlreicher
Verbände und Gesellschaften auf dem Gebiet der Altersforschung.
Kontakt:
MFossel@aol.com |